Dissertationsprojekt

Bedingungslos gerecht? Zum Problem ethischer Rechtfertigung von Konditionalitäten und Bedingungen in der Entwicklungszusammenarbeit (Arbeitstitel)

Forschungsskizze:

Seit dem Ende der Kolonialzeit steht die Weltpolitik vor der Frage, wie man die neu gegründeten, nun politisch unabhängigen, aber wirtschaftlich schwachen Länder fördern kann. Darauf gab es auf den unterschiedlichen Ebenen verschiedene politische Antworten:

Transnational 1944: Gründung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank auf der Konferenz von Bretton Woods

National 1961: Gründung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (so der Name seit 1991)

Kirchlich und Zivilgesellschaftlich: Gründung vieler Hilfswerke und NichtRegierungsOrganisationen

Viele dieser Institutionen stellen ihren Partnern in den Entwicklungsländern Bedingungen für die Zusammenarbeit.

Die Fragestellung meiner Dissertation lautet: Sind die Konditionalitätenpolitik der Internationalen Finanzinstitutionen (Weltbank, IWF) und die Bedingungen anderer Partner in der Entwicklungszusammenarbeit vor dem Hintergrund eines sozialethisch begründeten Entwicklungsbegriffs gerecht?”

Daraus ergeben sich zwei sozialethische Fragenkomplexe:

1) Wie könnte ein sozialethisch begründeter Entwicklungsbegriff aussehen? Wohin entwickeln wir? Was ist das Ziel der Entwicklung und somit auch das Ziel der Entwicklungshilfe?

2) Welche Konzepte von globaler Gerechtigkeit gibt es und wie sind diese mit dem Stellen von Bedingungen zur Hilfe grundsätzlich und spezifisch zu vereinbaren?

Theologisch ausgedrückt: Wenn Entwicklungshilfe eine Tat aus Nächstenliebe ist, ist es dann moralisch legitim, überhaupt Bedingungen zu stellen? Und wenn man dies bejaht, bleibt die Frage, welche Bedingungen gerecht wären. Diese beiden Komplexe müssen dann auf ihre Vereinbarkeit geprüft werden. Ziel der Dissertation soll es sein, ein Raster anzulegen, welche Bedingungen in der Entwicklungszusammenarbeit legitimerweise gestellt werden dürfen, ohne das Wohl des Menschen aus dem Blick zu verlieren.

Das Projekt läuft seit Oktober 2008.

Ansprechpartner: Dipl.-Theol. Christoph Krauß (christoph_krauss@gmx.net)